Eine umfassende Darstellung des vielfältigen, bunten und kreativen Engagements zu leisten, welches die in den diversen humanistischen Hochschulgruppen an deutschen Universitäten organisierten Studierenden leisten, würde jeden Rahmen sprengen. Exemplarisch stellen wir deshalb hier eine kleine Auswahl der Veranstaltungen und Aktionen dar, welche im vergangenen Jahr von jungen Humanisten organisiert wurden:

Trier – Einblicke in einen Totalitären Staat

Der Nordkoreanische Flüchtling Hyeong Sol Kim spricht an der Universität Trier

Über Nordkorea wird inzwischen regelmäßig in den Medien berichtet: Raketentests, nukleare Aufrüstung, öffentliche Hinrichtungen und ein „sonderbarer“ oder gar „verrückter“ Führer. Aber was sollte man noch über das am meisten abgeschottete Land der Welt wissen? Wie steht es vor allem um die Menschenrechte? Die Evolutionären Humanisten Trier organisierten gemeinsam mit dem Referat für Antirassismus und Antifaschismus im AStA der Universität Trier in den vergangenen Jahren mehrere Veranstaltungen zum Thema. 

So referierte Nicolai Sprekels, Vorsitzender der Stiftung Saram (1), Ende 2016 über die Geschichte und Menschenrechtssitation in Nordkorea. Im Juli 2017 ging Sprekels noch einmal auf den Tourismus nach Nordkorea ein, der aus Menschenrechtsperspektive zu kritisieren ist. Es wurde im Zuge der Klärung des Themas ein Blick auf das außenpolitische Konzept von Nordkorea und auf das Deutsch-Nordkoreanische Verhältnis geworfen. Bald darauf folgte der Vortrag „Nordkorea – Erfahrungsberichte aus einem isolierten Land“ von Hyeong Sol Kim, der in Nordkorea lebte und unter anderem für die Erforschung der gesundesten Nahrung für Kim Jong Il verantwortlich war. 2009 floh er und schaffte es über China nach Südkorea zu gelangen.  Einige Wochen später wurde eine Dokumentation des VICE Magazins präsentiert, der die Ausbeutung nordkoreanischer Arbeitskräfte in Europa aufdeckt.

Berlin – Austausch mit Andersdenkenden

Tobias Wolfram und Michael Schilling von der Berliner Hochschulgruppe (rechts) in der Debatte mit den Theologen Lukas Ihrendt und Ruben Burkhardt (links), in der Mitte: Moderator Dr. Christoph Schamberger, Experte zum Thema ‘tiefe Meinungsverschiedenheiten’. 

Ein besonderes Anliegen der Gruppe Säkularer Humanismus an Berliner Hochschulen ist die Förderung des offenen Austauschs mit Andersdenkenden, welches sich 2017 und 2018 in mehrere Veranstaltungen niederschlug: 

So diskutierten Anfang 2017 Mitglieder der Hochschulgruppe leidenschaftlich mit Anhängern der Zeugen Jehovas, nachdem sie auf Einladung einem Gottesdienst der umstrittenen Glaubensgemeinschaft beigewohnt hatten.  

Aus den dort gemachten Erfahrungen erwuchs später im Jahr die Konzeption des Tagesworkshops “Glaubensfragen?”, welcher über 8 Stunden die Grundlagen der sokratischen Methode vorstellte, um respektvolle, produktive und kooperative Gespräche mit Menschen zu führen, die eine fundamental andere Weltanschauung vertreten – seien es nun eine Religion oder jede andere Art von Überzeugung.

Wiederholt äußerte sich die Gruppe skeptisch gegenüber der Rolle der Theologie an Universitäten. Dies kulminierte in einer Kooperation der besonderen Art: Einer öffentlichen Debatte mit Mitgliedern der Fachschaft Evangelische Theologie, in welcher sowohl philosophische Fragen der Wissenschaftstheorie als auch pragmatische gesellschaftliche Implikationen thematisiert wurden. Am Ende gab es auch noch einige Fragen aus dem Publikum, die zum Nachdenken anregten. Aus der Zusammenarbeit zwischen Hochschulgruppe und Fachschaft erwuchsen zahlreiche neue Freundschaften und weitere Kooperationspläne.

Auch 2018 wurde das Thema Verständigung und Diskussion mit Andersdenkenden erneut aufgegriffen: Unter dem Motto “Was denkst Du Dir eigentlich? – Streiten und verstehen warum” wurden in einem Mini-Workshop Diskussionstechniken vorgestellt, die insbesondere politische Debatten versachlichen können. Weitere Veranstaltungen sind für die zweite Jahreshälfte geplant. 

Mainz – Debatten über die Zukunft der Einwanderungsgesellschaft

Die beiden Vorsitzenden der Mainzer Gruppe mit Abdel-Samad

Eine offene Gesellschaft muss auch unbequeme Debatten führen können. Aus diesem Grund lud die Denkfabrik für Humanismus und Aufklärung im Mai 2018 den ägyptischstämmigen Publizisten und Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad an die Universität Mainz ein, wo er die Thesen seines aktuellen Buches “Integration – Ein Protokoll des Scheiterns” zur Diskussion stellte.

Da der Ex-Muslimbruder im Visier verschiedenster Fanatiker und Terrororganisationen steht, die regelmäßig Todesdrohungen gegen ihn aussprechen, musste die Veranstaltung dabei unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt werden und verlangte von den Organisatoren der Hochschulgruppe große finanzielle Aufwendungen. Eine polarisierende, aber letztlich fruchtbare Debatte zwischen Abdel-Samad und den mehr als 350 Zuhörern zeigte jedoch, dass sich die Mühe gelohnt hat.

München – Ein Platz für Humanisten

Die Hochschulgruppe beim Corso Leopold

Bereits seit vier Jahren ist die Humanistische Hochschulgruppe München jedes Jahr aufs Neue Teil des großen Straßenfestivals “Corso Leopold”, welches jedes Jahr mehr als 100 000 Besucher anzieht. Dort organisiert sie gemeinsam mit dem Bund für Geistesfreiheit Bayern, der Giordano Bruno Stiftung München und anderen Partnern den “Platz für Humanisten”, ein Ort, an dem ein breites Bündnis religionsfreier Gruppierungen das „fröhlich lachende Gesicht des säkularen Humanismus“ repräsentiert.

Neben Musik und Kabarett stehen dabei Angebote für eine tolerante, offene und rationale Weltsicht im Vordergrund. Die Mitglieder der Hochschulgruppe versuchen dabei ihre Münchner Mitbürger zum Nachdenken anzuregen: So wagten sie 2017 vor Publikum den Versuch, eine massive Überdosis homöopathischer Präparate zu sich zu nehmen, um die Unwirksamkeit der entsprechenden Mittel zu demonstrieren.

Für den Corso Leopold im Juni 2018 wollte die Gruppe auf die säkulare Vergangenheit der arabischen Welt im 20. Jahrunderten eingehen, die in unseren Breitengraden kaum bekannt ist. Zu diesem Zweck konzipierten sie eine mobile Ausstellung mit Fotos aus dem Iran, Irak, Afghanistan, der Türkei und zahlreichen anderen Ländern, die den 1950er-1970ern entstammten und liberale und tolerante Gesellschaften jenseits des religiösen Fanatismus zeigten. 

Erpfingen – Das Bundes-JuHu-Camp 

Bundescamp der Jungen Humanisten

Als in zahlreichen Bundesländern arbeitender Organisation  veranstalten die Jungen Humanisten einmal im Jahr ein großes Treffen, zu dem Mitglieder aus allen Landesverbänden eingeladen sind – das Bundes-JuHu-Camp. Über Ostern 2017 trafen sich dabei mehr als 45 Schülern, Studenten und anderen jungen Menschen aus Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen und Niedersachsen, die sich ehrenamtlich für ihre humanistischen Überzeugungen einsetzen auf der Schwäbischen Alb in Erpfingen. Bei traumhaftem Wetter und guter Stimmung wurde gebacken, gegrillt, in Workshops gebastelt  und bis in die Nacht philosophiert.